Rendite, Sicherheit, Verfügbarkeit. Typische Ziele wenn es darum geht, die geeignete Geldanlage zu finden. Während sich in diesen Kriterien der Kapitalismus in seiner Reinform wiederfindet, entwickelte sich parallel ein wertegetriebenerer, alternativer Ansatz: Ethische Geldanlagen oder Investments. Bei dieser Form von Investments werden die klassischen wirtschaftlichen Kriterien ergänzt um drei sogenannte Nachhaltigkeitskriterien. Unter der Kurzbezeichnung ESG verbergen sich Umweltfaktoren (Environment), Soziale Faktoren (Social) und Unternehmensführung (Governance).
Das Prinzip ethischer Geldanlagen
Das Prinzip ethischer Geldanlagen hat seinen Ursprung in den angelsächsischen Freikirchen. Schon John Wesley, Gründer der evangelisch-methodistischen Kirche, betonte den Zusammenhang zwischen der Glaubensüberzeugung und dem verantwortungsbewussten Umgang mit Geld. Ebenso entschieden die Quäker bereits im 18. Jahrhundert, auf Geldanlagen im Bereich des Waffenhandel und der Sklaverei zu verzichten. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts kamen mit Apartheid, Vietnamkrieg, Atomkraft und später der Globalisierung wieder politische Diskurse auf, die Anlegern die Diskrepanz zwischen dem eigenen politischen Engagement und der mit Geldanlagen unterstützen Systeme verdeutlichte. In Amerika und Großbritannien entstanden daraufhin spezielle Fonds, hauptsächlich für institutionelle Anleger wie Kirchen, Universitäten und Stiftungen, die speziell bestimmte Aktivitäten ausschlossen.
Auch in Deutschland etablierten sich Schritt für Schritt, boomend mit dem wachsenden Atomkraft-Wiederstand, alternative Banken wie die GLS Gemeinschaftsbank und die Ökobank. Im Zuge des Klimawandels entwickelt sich seit 2010 gar eine „Divestment“ Bewegung, die vor allem institutionelle Anleger dazu bewegen will, ihre Geldanlagen von fossilen Energien abzuziehen und stattdessen in klimaneutrale bzw. klimafreundliche Anlagen zu investieren.
Angebote ethischer Geldanlagen
Heute gibt es in Deutschland zahlreiche, teils auf spezielle Aspekte spezialisierte, Alternativ- und Kirchenbanken, die meist sehr transparent arbeiten. Sie vergeben Kredite nur unter speziellen Gesichtspunkten, bieten durchsichtige und klar definierte Geldanlagen oder führen einen gewissen Gewinnanteil direkt wohltätigen Zwecken zu. Solche Banken und faire Kredite für die verschiedensten Engagements gibt es sowohl für Privatleute, als auch für Institutionen.
Dabei sind Zielgruppe, Vorgehen und Angebote der Geldinstitute von Bank zu Bank verschieden, sodass jeder die passende Anlage für sich finden kann. Trotz des ethischen Anspruches finden typische wirtschaftliche Arten des Investment statt. So gibt es klassische Fördersparmöglichkeiten bei den alternativen Banken (Sparbriefe), Direktinvestitionen in nicht börsennotierte Unternehmen, direkte Anlagen in börsengehandelte Aktien nachhaltiger Unternehmen und ethische Investmentfonds.
Natürlich gibt es keine universell verbindliche Methode, Geld ethisch und nachhaltig zu investieren. Eigene Werte spielen genauso eine Rolle, wie klassische wirtschaftliche Faktoren und sind individuell unterschiedlich gewichtet. Zusätzlich müssen im Falle institutioneller Investoren rechtliche Rahmenbedingungen berücksichtigt werden.
Doch was nun? Welche Möglichkeiten gibt es, ethisch zu investieren?
Grundsätzlich sollte zwischen zwei Formen dieser Investment unterschieden werden. Zuerst die Form des Divestment bzw. der Vorgang über Ausschlusskriterien. Hier wird versucht, Geld gar nicht erst in Unternehmungen und Länder zu investieren, deren Produkte und/oder Produktionsweisen bzw. politische Gegebenheiten den eigenen moralischen Ansprüchen nicht genügen oder Geld aus derartigen Unternehmen abzuziehen.
Umgekehrt dazu besteht die zweite Möglichkeit, nämlich die der Positivkriterien. Hier wird aktiv versucht, aus gleichartigen Anlagemöglichkeiten diejenige zu wählen, die in ethisch-nachhaltigen Gesichtspunkten besser bewertet wird. Nach der „Best-in-class“ Methode wird aus alle Unternehmen oder auch Ländern (so z.B. besonders erfolgreiche Länder im Kampf gegen Korruption) einer „Branche“ der ethisch-nachhaltig gesehen „Klassenbeste“ gewählt und investiert.
Darüber hinaus besteht eine Vielzahl weiterer Möglichkeiten, ethische, nachhaltige und moralische Werte unternehmerisch zu vertreten. Liegt jemandem ein Thema besonders am Herzen, so bieten sich Themen- und Direktinvestments, beispielsweise in erneuerbare Energien oder sozialen Immobilienbau, an.
Auch über den per Aktien und Genossenschaftsanteilen gewonnenen Unternehmenseinfluss lässt sich ethisches Handeln vorantreiben. Als Miteigentümer großer Unternehmen können Sie Ihr Stimmrecht nutzen, um ethische Belange im Unternehmen sowie Diskussionen darüber zu etablieren.
Sogar ohne selbst das große Geld anzulegen lässt sich etwas bewegen: Auch durch die aktive Unterstützung von Initiativen gleichgesinnter Anleger lassen sich derartige Ziele verfolgen.
Es bleibt zu hoffen, dass sich das Prinzip ethischer Investments zukünftig weiter etabliert und ethische Aspekte immer mehr Integration in den bisher wirtschaftlich dominierten Bewertungspunkten von Geldanlagen finden. Mindestens aber sollte jedem Anleger bewusst sein, dass mit einer Investition immer auch die Unterstützung bestimmter Philosophien und Arbeitsweisen einhergeht, die unter Umständen im Gegensatz zu eigenen Überzeugungen stehen könnten.